Finanzmärkte: Internationale Finanzmärkte

Finanzmärkte: Internationale Finanzmärkte
Finanzmärkte: Internationale Finanzmärkte
 
Internationale Finanzmärkte bestehen aus einem komplizierten Netzwerk von Finanzinstrumenten, Institutionen und Akteuren. Die zentralen Finanzinstrumente sind Währungen, Aktien, Kredite und Anleihen sowie Finanzderivate wie Optionen, Futures und Swaps. Diese Instrumente werden sowohl über Börsen als auch außerhalb von Börsen (Over The Counter, Abkürzung OTC) gehandelt.
 
 Institutionen und Akteure
 
Neben den Börsen sind die wichtigsten Institutionen Clearingstellen sowie nationale und internationale Aufsichtsbehörden. Während die Clearingstellen für eine ordnungsgemäße Abwicklung des Handels sorgen, liegt die Aufgabe der Aufsichtsbehörden in der Erarbeitung und Überwachung von Handelsregeln sowie in der Zulassung zum Handel. Die wesentlichen Akteure auf den internationalen Finanzmärkten sind Banken, Versicherungen, Investmentfonds, Regierungen, Unternehmen sowie Privatpersonen.
 
 Einordnung und Vergleich der Finanzmärkte
 
Im Zentrum der internationalen Finanzmärkte stehen die Devisenmärkte. Devisenhandel wird außerbörslich rund um die Uhr in allen Erdteilen betrieben. Der Handel mit den Leitwährungen wie US-Dollar, Euro, Yen, Pfund Sterling zeichnet sich durch eine sehr große Anzahl an weltweit agierenden Marktteilnehmern, niedrige Transaktions- und Informationskosten sowie hohe Liquidität aus. Diese Devisenmärkte kommen damit sehr nahe an das Ideal eines effizienten Marktes heran. Die täglichen weltweiten Handelsumsätze betragen derzeit (1998) etwa 1490 Mrd. US-Dollar, wenn man alle Währungen der Welt berücksichtigt. Der jährliche Umsatz mit Devisen ist damit etwa 15-mal größer als das pro Jahr weltweit erwirtschaftete Bruttoinlandsprodukt.
 
Auf den internationalen Wertpapiermärkten dienen die Märkte für Kredite und Anleihen Staaten und Unternehmen dazu, kurz- und langfristiges Fremdkapital aufzunehmen. Unternehmen können sich auf den internationalen Aktienmärkten mit Eigenkapital versorgen. Den Investoren wie Versicherungen, Investmentfonds und Privatpersonen bieten die Finanzmärkte die Möglichkeit, ihr Kapital entsprechend ihren Rendite-Risiko-Vorstellungen anzulegen. Finanzderivate, die prinzipiell sowohl zu Absicherungszwecken als auch zur Spekulation eingesetzt werden können, runden das Spektrum der Finanzinstrumente ab. Sie stellen für die Anleger ein Mittel zur individuellen Gestaltung des gewünschten Rendite-Risiko-Verhältnisses dar.
 
 Entwicklungstendenzen
 
Die internationalen Finanzmärkte sind seit etwa Mitte der 70er-Jahre starken Veränderungen ausgesetzt. Die weltweite Abschaffung von Kapitalverkehrskontrollen nach Ende des Währungssystems von Bretton Woods und der zunehmende Einsatz von miteinander vernetzten Computern mit der damit einhergehenden Senkung von Informations- und Transaktionskosten (Automatisierung der Prozesse und Professionalisierung der Akteure) haben eine erhebliche Zunahme internationaler Kapitalströme bewirkt (Internationalisierung) und die Effizienz von Finanzierungsprozessen erhöht. Der Einsatz von Finanzderivaten hat stark zugenommen (Derivatisierung), ebenso die Bedeutung institutioneller Anleger (Institutionalisierung). Bei Banken, Investmentgesellschaften und Versicherungen hat die Öffnung der Märkte für ausländische Anbieter zu einer spürbaren Verstärkung des Wettbewerbs geführt. In Europa hat die Deregulierung und Liberalisierung der Märkte für Finanzdienstleistungen vor allem durch den Europäischen Binnenmarkt (seit 1.1.1993) einen kräftigen Schub erhalten. Eine weitere Konkurrenz erwächst den Banken durch die Tendenz von Großunternehmen, Bankdienstleistungen im eigenen Unternehmen zu produzieren sowie verstärkt die Anleihemärkte für die Aufnahme von Fremdkapital in Anspruch zu nehmen (Disintermediation). Als Folge nimmt die Nachfrage nach Großkrediten von Industrieunternehmen ab. Auf die sinkenden Gewinnmargen reagieren die europäischen Banken vor allem durch internationale Fusionen. Die zunehmende Verbriefung von Zahlungsverpflichtungen (Sekuritisierung) führt zur Handelbarkeit vieler bislang unternehmenstypischer Risiken. Ihren Ausgang hat diese Entwicklung mit der Verbriefung von Hypothekenkrediten in den USA genommen. Das dort neu geschaffene Instrument der Mortgage Backed Securities (MBS) ist vergleichbar mit dem deutschen Pfandbrief. Die allgemeinere Klasse der Asset Backed Securities (ABS) umfasst aber auch Forderungen z. B. von Leasingunternehmen und Automobilfirmen, die nach der Verbriefung als Wertpapiere gehandelt werden können. Bei den internationalen Börsen zeichnet sich insbesondere durch die Fusionen und Kooperationen sowie den verstärkten weltweiten Einsatz von elektronischen Handelssystemen eine fundamentale Strukturänderung ab: Die Verwandlung von zahlreichen konkreten Orten, an denen Wertpapiere gehandelt werden, in eine einzige virtuelle Börse im Internet.

Universal-Lexikon. 2012.

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